24. Juni, 18:00 Uhr
Forschungsstation auf dem Lutherplatz
Sarah Alberti und Birgit Grimm stellen „Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch“ vor. Das Interviewprojekt versammelt 20 ausführliche Gespräche mit prägenden Persönlichkeiten der ostdeutschen Kunstszene – darunter Strawalde, Via Lewandowsky, Christine Rink oder Annette Schröter. Ziel ist es, die komplexe Realität des Lebens und Arbeitens in der DDR aus der Perspektive von Künstler:innen und Kulturvermittler:innen sichtbar zu machen. Im Mittelpunkt stehen persönliche Geschichten, die individuelle Erfahrungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpfen. Während in der DDR entstandene Kunst in den vergangenen Jahren zunehmend wissenschaftliche und kuratorische Aufmerksamkeit zuteilwurde, entsteht parallel eine differenziertere Debattenkultur, die sich von pauschalen Urteilen löst. Das Projekt trägt zu dieser Entwicklung bei, indem es biografische Tiefenschärfe und multiperspektivische Erzählungen zusammenführt.
Die Lebenswege der Interviewten könnten unterschiedlicher kaum sein: Die Künstlerin Angela Hampel etwa fand mit ihrer figürlichen Malerei abseits des Sozialistischen Realismus Anerkennung und durfte mit ihren Werken in den Westen reisen – kehrte aber stets zurück. Der Galerist Gunar Barthel wurde über Nacht aus der DDR ausgewiesen, blickt jedoch mit Respekt auf das kreative Potenzial jener Zeit zurück. Das Künstlerpaar Annette und Erasmus Schröter wiederum wartete lange auf die Ausreise und entschied sich nach der Wende bewusst für eine Rückkehr. Die Erzählungen enden nicht mit der Öffnung der Mauer 1989 – vielmehr fragt das Projekt, wie die Gesprächspartner:innen den Systemwechsel 1990 wahrnahmen: Welche Chancen brachte die geografische Öffnung, die zunehmende Internationalisierung und die Etablierung eines marktwirtschaftlich orientierten Kunstbetriebs? Und welche Brüche, Verluste oder neuen Formen von Konkurrenz entstanden im Verhältnis zu westdeutschen Akteur:innen?„Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch“ macht erfahrbar, wie sich Kunst unter wechselnden politischen Bedingungen behauptet – und wie biografische Brüche bis heute nachwirken.
Dr. Sarah Alberti ist Kunsthistorikerin und Journalistin. . Geboren 1989 in Leipzig, gilt ihr besonderes Interesse dem zeitgenössischen Kunstgeschehen in Ostdeutschland sowie den gesellschaftlichen und biografischen Umbrüchen im Zuge der Wiedervereinigung. Als freie Autorin schreibt sie regelmäßig für renommierte Medien wie MONOPOL – Magazin für Kunst und Leben, WELTKUNST, taz – die tageszeitung, Der Freitag, Freie Presse und die Sächsische Zeitung. Darüber hinaus verfasst sie Texte für Künstler:innen und verschiedende Institutionen, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder den Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart. Gemeinsam mit Birgit Grimm konzipierte und realisierte sie das Interviewprojekt „Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch“.
Birgit Grimm, geboren 1961, begann ihre journalistische Laufbahn mit einem Volontariat bei der Lausitzer Rundschau in Cottbus und Senftenberg. Von 1980 bis 1984 studierte sie Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Seitdem arbeitet sie als festangestellte Redakteurin bei der Sächsischen Zeitung in Dresden. 1987 wechselte sie vom Politik-Ressort in die Kulturredaktion, das heutige Feuilleton. Ihr thematischer Schwerpunkt liegt auf Kunst und Künstler:innen, Museen, Ausstellungen, Denkmalpflege und Architektur. Daneben beschäftigt sie sich mit kulturpolitischen Fragestellungen. Gemeinsam mit Sarah Alberti konzipierte und realisierte sie das Interviewprojekt „Kunstszene/Ost – Biografien im Umbruch“.
Eintritt frei
Veranstaltung in deutscher Sprache