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11.11.25, 18:00 Uhr – TRACES Forschungsstation auf dem Lutherplatz
Anthea Caddy
Robin Kötzle
„Chaos stiften“ – Immersive Räume als Medium einer kritischen Ausstellungspraxis

Immersive Technologien prägen heute unseren Alltag mehr denn je und werden aufgrund der starken Vereinnahmung des Betrachters zunehmend kritisch gesehen. Gleichzeitig stehen Bildungsinstitutionen wie das Museum unter einem hohen Modernisierungsdruck, ihre physische Sphäre zu erweitern und die pädagogischen Potenziale der digitalisierten Welt zu nutzen. In einer Zeit der polarisierten Diskurse und medialen Überforderung sind sowohl die Kunstwissenschaft wie die Bildende Kunst in der Verantwortung Strategien zu finden, die zu einem besseren Verständnis und einer konstruktiven Nutzung digitaler Medien beitragen.

Welche Wirkungsmechanismen bestimmen immersive Räume und wie können sie zu einer kritischen Vermittlungsarbeit beitragen? In Begleitung des Seminars „Deconstructing the Museum? Die Kunstausstellung im Wandel des 20. Jahrhunderts“ von Johanna Wurz M. A. gehen wir diesen Fragen nach. In der Geschichte der Kunstausstellung wurden immersive Raumgestaltungen immer wieder als Werkzeug der Demokratisierung reaktiviert und an die mediale Prägung ihres Publikums angepasst.

Am Beispiel virtueller Räume wollen wir mit Blick auf die Gegenwart uns der Frage widmen, welche Vorteile eine räumliche Inszenierung zur Vermittlung komplexer Zusammenhänge besitzt und welchen Mehrwert die digitale Sphäre bietet. Eng verschränkt sind diese Fragen mit dem jeweiligen Verständnis von Geschichte und dem heutigen Anspruch an die Multiperspektivität in der Darstellung. Das Scheitern mancher Diskurse zur Aufarbeitung postkolonialer Themen verdeutlicht exemplarisch die Notwendigkeit neuer Visualisierungen, die die Komplexität historischer Begebenheiten mit einer anschaulichen Form vereinbaren – und schließlich überhaupt eine Auseinandersetzung mit den Strukturen unserer Erinnerungskultur ermöglichen.

Robin Kötzle arbeitet am Schnittpunkt von Bildender Kunst und Geschichtswissenschaft. In seinen Arbeiten wie Chinesischer Pavillon und Archiv 1: Protest untersucht er mithilfe digitaler Mittel Fragen des Archivierens, der Erinnerung und der (Re-)Präsentation historischer Ereignisse. Er nutzt historische Perspektiven, 3D-Scanning und VR, um alternative Narrative zu entwickeln und gesellschaftliche Normen zu hinterfragen.

Seine medienübergreifende Praxis umfasst Film, Animation, Klang und immersive Räume und zielt darauf ab, komplexe Zusammenhänge und unterschiedliche Perspektiven zugänglich zu machen. Kötzle arbeitet unter anderem in kollektiven oder aktivistischen Kontexten und versteht Kunst als Vehikel, um neue Vermittlungsstrategien zu erproben und Gemeinschaftserfahrungen in noch unbekannten Räumen zu schaffen.

Robin Kötzle ist freischaffender Künstler und arbeitet als Filmemacher in Berlin. Seit 2025 ist er Teil des BPA// Berlin program for artists und erhält das Sächsische Landesgraduierten Stipendium.

http://robinkoetzle.org/

Eintritt frei
Veranstaltung in deutscher Sprache

Abb: Stil aus „Archiv 1: Protest“, 2024