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Otti Berger & Ludwig Hilberseimer – am Horizont

Ausstellung und Veranstaltungen

Donnerstag 19.5 bis Sonntag 22.5.2022

Als die Textildesignerin Otti Berger im Jahr 1938 nach ihrem Flug nach Prag ihrem Verlobten, dem Architekten Ludwig Hilberseimer schrieb: „ich musste an dich denken, denn wir waren beide zwischen Himmel und Erde, du auf dem Wasser und ich in der Luft“ ahnte sie noch nicht, dass dies der Zeitpunkt ihrer endgültigen Trennung sein sollte. 

Die Ausstellung am Horizont nähert sich den beiden Protagonisten an, indem Leben und Werk von Otti Berger auf vielfältige Art und Weise dargestellt wird und dabei die Verstrickungen, das Verbindende und das Trennende hervorgehoben wird. Die Ausstellung findet im sog. «Wachsenden Haus» von Ludwig Hilberseimer statt. Dies stellt eine einmalige Verbindung der beiden ehemaligen Bauhäusler dar, deren gemeinsames Leben viel zu früh auseinandergerissen worden ist. 

Hintergrund der Ausstellung bildet die Zusammenarbeit von Baranja Alternativa (Knezevi Vinogradi, Kroatien) mit der Universität Kassel beim geplanten Bau des Kultur- und Bildungszentrums im Geburtsort von Otti Berger in Zmajevac-Kroatien welcher in naher Zukunft realisiert werden soll. (siehe unten)


PROGRAMM:

Ausstellung

Donnerstag 19.5 – Sonntag 22.5

10 – 18 Uhr 


Im Zentrum der Ausstellung steht die interaktive Installation von Eva Ott und Barbara Muff vom Institut für Textiles Forschen (IfTF), CH-Basel, die dazu auffordert, mit den Gedanken und dem Schaffen der Textildesignerin und Weberin Otti Berger in einen Dialog zu treten. Die Besuchenden sind eingeladen, in der bespannten, gewebten Tapisserie Installation den Gedanken Otti Bergers zu lauschen und sich von ihren Entwürfen inspirieren zu lassen. Durch den Aufruf zum experimentellen Eingreifen in die Installation und zum Erforschen der Materialien und Techniken wird den Besuchenden die Möglichkeit geboten mit Otti Bergers Werk zu interagieren. Im Zusammenspiel mit dem Wachsenden Haus von Ludwig Hilberseimer, werden die Tapisserien zum lebendigen Raum – zwischen Innen und Aussen und zwischen Himmel und Erde.

Ergänzend zeigt die Ausstellung folgende weiteren Beiträge:

Eine Biografie Otti Bergers, erstellt von Maria Varga, Kunstmalerin und Buchautorin, Zürich 

Zwei Künstlerische Werke zu Otti Berger von der Grafikerin Linn Fischer, Berlin, die auch das Ausstellungsposter gestaltet hat

Ein Kurzfilm von Lorena Tot, Masterstudierende an der Akademie für Kunst und Kultur, Osijek 

Collagen, Bilder, Installationen von Schülerinnen und Schülern der Schule für angewandte Kunst und Design, Osijek (Kroatien)


Veranstaltungsprogramm 


Eröffnungsveranstaltung: Bauhaus bauen – Zukunft gestalten

Donnerstag 19.5

18 Uhr 


Gabriela & Vasilije Lozano Vranic, Baranja Alternativa, Knezevi Vinogradi (Kroatien) / Prof. Philipp Oswalt & Dr. Andreas Buss, Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Universität Kassel

Zugehörigkeit – Identität – Verbindung. Drei Worte, welche sich durch die gesamte Ausstellung ziehen. In Otti Bergers Biografie und Werk sind diese drei Worte bezeichnend und ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Ottis Geschichte zeichnet eine sensible und dennoch selbstbewusste Persönlichkeit auf, deren Andenken es zu bewahren gilt. Durch die Errichtung des Kultur- und Bildungszentrums in Zmajevac-Kroatien soll Otti Berger als Namensgeberin und Botschafterin unvergessen bleiben. 

In zwei kurzen Beiträgen der Kooperationspartner wird deren Verbindung beim Bauprojekt aufgezeigt. Dabei wird die Notwendigkeit der kulturellen Förderung und Bildung in der kroatischen Baranja erörtert und die Errichtung des Wachsenden Hauses von Ludwig Hilberseimer vorgestellt.


Vortrag: Von Sinnen und anderen Verwebungen 

Freitag 20.5

18 – 19 Uhr 


Alexandra Matz, Schwetzingen

“ein Stoff soll gegriffen werden, man muss ihn mit den Händen, begreifen’ können!” schrieb Otti Berger (1898- 1944), Studentin und stellvertretende Leiterin der Webwerkstatt am Bauhaus Dessau. Berger hob in diesem Text wie auch in ihrer Lehre und praktischen Arbeit nicht nur die Bedeutung des Tastsinnes hervor, auch die anderen menschlichen Sinne sollten Textildesigner bei der Materialauswahl und Gestaltung von Stoffen beachten und einsetzen.

In ihrem Vortrag wird Alexandra Matz der Bedeutung der Sinne in der Lehre und der künstlerischen Arbeit am Bauhaus nachgehen und dabei auch Querbezüge zu Themen des Designs in der heutigen Zeit aufzeigen. Das Leben und Werk von Otti Berger wird dabei im Mittelpunkt stehen.


Webkurs am Handwebrahmen

Samstag 21.5

10 – 14 Uhr 


Ingrid Frank, Brackenheim/Dürrenzimmern


Auf professionellen Webrahmen lassen die Kursteilnehmende luftige, leichte und geerdete Objekte entstehen, die Erweiterungen wie auch Reduzierungen im Gewebe erlauben.

Der Kurs beginnt mit einer Einführung in die im Kurs verwendete Webtechnik und den Webrahmen sowie mit Hinweisen zur Inspirationsquelle, einem Halbgobelin von Otti Berger aus dem Jahr 1930. Teilnehmende werden über die Dauer des Kurses bei ihrer Arbeit von der Kursleiterin betreut. Sie werden auf die bereits vorbereitete Kette aus japanischem Papiergarn frei und nach Inspiration ein Objekt (im Schuss) weiterweben, dabei Rohwolle und Naturobjekte mitverarbeiten.

„als ich [..] nach prag flog, dachte ich an dich, wir beide waren zwischen himmel und erde, nur du am wasser und ich in der luft.“ (Otti Berger, 1938)

Diese Worte schrieb Otti Berger 1938 in einem Brief an Ludwig Hilberseimer in Chicago, nachdem sie von London aus nach Prag flog und weiter in ihre Heimat Zmajevac / Vörösmart reiste. Der Kurs nimmt diese Worte und auch die Materialien des Inspirationsobjektes auf und eröffnet den Teilnehmenden die Möglichkeit mit raffinierten Webtechniken ihr eigenes Webobjekt zu gestalten: die Leichtigkeit des Papiergarns, das zum Bespannen auf dem Webrahmen mit Wasser feucht gehalten wurde, die Wellen aus Otti Bergers Halbgobelin sowie die hierfür verwendeten Materialen wie Rohwolle oder die Funktion der Erweiterung oder des Reduzierens des Wachsenden Hauses von Ludwig Hilberseimer.

Der Kurs eignet sich für Personen mit und ohne Vorkenntnisse.

Gruppengrösse: 8 Personen (maximal, mindestens 4 Personen).

Teilnahmegebühr: €65,- (inklusive Material; Webrahmen wird für die Dauer des Kurses gestellt)

Anmeldung: Wir erbitten Ihre verbindliche Anmeldung per Email an: info@gewolltundverwebt.de 

Nach Anmeldung erhalten Sie eine Teilnahmebestätigung mit weiteren Informationen (z.B. zur Überweisung des Kursbeitrags).


Präsentation: Bauhaus Echoes at the Faculty of Civil Engineering and Architecture Osijek

Sonntag 22.5

14 – 15 Uhr

Danijela Lovocović & Zeljka Jurković, Građevinski i arhitektonski fakultet Osijek (GFOS), Osijek (Kroatien)



Performance «Spiraal»

Sonntag 22.5

16 – 17 Uhr 

Valentina Lacmanović, Amsterdam (Niederlande)

SPIRAAL beschwört ein Initiationsritual herauf und eröffnet durch transformative Bewegung eine Vision, die eine neue Perspektive eröffnet, in der das herkömmliche Verständnis von Zeit sich auflöst. Das sich wiederholende Wirbeln erlaubt es dem Betrachtenden, in einen hypnagogischen, tranceartigen Zustand einzutreten. Indem sie sich durch Wiederholungen auf das Publikum einstimmt, schafft die Künstlerin eine leere Leinwand, auf welche die Betrachtenden frei von rationalem Denken und erzählerischen Zwängen ihre eigene Bedeutung projizieren können. Das Spinnen des Vlieses, des Netzes, des Fadens - ruft starke archetypische Bilder hervor, in denen die weiblichen Charaktere der Mythologien die Leinwand weben, auf die sich die Helden projizieren. Diese Leinwand ermöglicht die heroische Handlung und lässt nicht nur die Identität des Helden, sondern auch eine völlig neue Welt entstehen.

Finissage - Schlusswort und Danksagung

Sonntag 22.5

17 Uhr 

Suzana Vargović, Gemeinnütziger Verein BREZA, Osijek (Kroatien)

Ein Projekt von Baranja Alternativa, Knezevi Vinogradi (Koratien) in Kooperation mit der Universität Kassel

www.baranja-alternativa.hr

Zum Hintergrund

Der gemeinnützige Verein BREZA (Osijek, Kroatien) und die Baranja Alternativa (Knezevi Vinogradi, Kroatien) planen den Bau des Kultur- und Bildungszentrums Otti Berger in Zmajevac (Kroatien), dem Geburtsort der Namensgeberin. Auf dem Grundstück soll ein Zentrum für Bildungsangebote und kulturelle Anlässe mit Seminar- und Ausstellungsräumen sowie einer Verpflegungsmöglichkeit entstehen, wo Begegnung und Austausch stattfindet. Ergänzt wird das Angebot durch mehrere Einheiten des «Wachsenden Hauses» von Ludwig Hilberseimer, welche als Wohn- und Ateliereinheiten genutzt werden können. Die persönliche Verbindung der beiden Bauhäusler, der Textildesignerin Otti Berger und des Architekten Ludwig Hilberseimer soll sichtbar gemacht und das lange in Vergessenheit geratene Lebenswerk Otti Bergers bewahrt und ihr Andenken weitergeführt werden. In Kooperation mit der Universität Kassel (Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Prof. Philipp Oswalt)  sowie weiteren Interessenten, internationalen und regionalen Partnern wird eine Plattform geschaffen, welche einerseits dem fehlenden regionalen Angebot für kulturelle Bildung entgegenwirkt und andererseits die sozioökonomische Entwicklung der Donauregion Osijek-Baranja fördert und stärkt. 

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